Sternenfreunde - Lottie und der Zaubertrank - Magisch-realistische Reihe für Mädchen ab 8 von der »Sternenschweif«-Bestsellerautorin

von: Linda Chapman

cbj Kinder- & Jugendbücher, 2020

ISBN: 9783641247027 , 176 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 6,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Sternenfreunde - Lottie und der Zaubertrank - Magisch-realistische Reihe für Mädchen ab 8 von der »Sternenschweif«-Bestsellerautorin


 

Kapitel eins

Ich muss träumen! Maja zitterte, als sie sich umsah. Sie stand in ihrem Schlafanzug im Wald. Am Himmel zeigte sich ein erster heller Schimmer Morgenröte im Osten.

Ich möchte aufwachen, dachte Maja entschlossen. Ich wache jetzt sofort auf!

Tat sie aber nicht.

Durch die Bäume hindurch erkannte sie die Lichtung, auf der sie Jazinto – ihren Fuchs aus der Sternenwelt – zum ersten Mal getroffen hatte. Sie ging auf die Lichtung zu, blieb dann aber abrupt stehen. Mitten auf der Lichtung stand in einem Kreis aus grünem Licht eine Gestalt, die in einen dunklen Umhang gehüllt war. Sie riss Blätter in kleine Stücke und warf sie in eine silberne Schüssel. Maja lief es kalt den Rücken runter. Sie hatte das Gefühl, dass gleich etwas Furchtbares geschehen würde.

»Aufwachen!«, befahl sie sich rasch. »Wach doch endlich auf!«

Doch sie blieb im Wald.

»Kletterndes Efeu … gemahlener Holunder … Nachtschatten …«, murmelte die Frau, während sie die Blätter fallen ließ. Eine große Kapuze verhüllte ihr Gesicht. »Sammeln! Mischen! Fesseln … In dieser Nacht gibt mir die Macht …«

Sie wedelte mit der Hand über der Schüssel und grüner Rauch stieg auf. Dann zeigte sie auf einen Busch und winzige pinkfarbene und weiße Blüten erschienen. Die Knospen brachen auf, als ob es ein Sommertag wäre und nicht eine kalte Winternacht.

Die Frau pflückte die Blüten und warf sie in die Schüssel. »… ein Zauberspruch!«, murmelte sie.

Der Rauch wurde dichter und ein bitterer Geruch stieg Maja in die Nase.

»Bäume, ich will eure Kraft!«, rief die Frau.

Ein kalter Wind wirbelte über die Lichtung, pustete Majas schulterlange blonden Haare über ihr Gesicht und zerrte an ihren Schlafanzughosen. Sie spürte die Magie in der Luft, sie prickelte wie Nadeln auf ihrer Haut. Die Bäume zitterten, ein heller Lichtblitz zuckte in die Schale, dann war die Lichtung wieder ruhig.

Die Frau lachte, nahm ein silbriges Fläschchen aus ihrer Tasche und goss die dunkle Flüssigkeit aus der Schale dort hinein. Dann richtete sie sich auf und reckte das Fläschchen dem Himmel entgegen. »Für die, die sich in meine Angelegenheiten mischen!«, sagte sie grimmig. »Das wird ihnen bald leidtun!«

Als Maja das silberne Fläschchen in der Hand der Frau sah, hatte sie die starke Vorahnung sich zusammenbrauenden Unheils.

Lachend steckte die Frau das Fläschchen in eine Tasche ihres Umhanges und verließ die Lichtung. Sie ging mit wehendem Umhang dicht an Maja vorüber, ohne sie zu sehen.

Maja wachte mit klopfendem Herzen auf. Eine feuchte Nase schnüffelte an ihrer Wange.

»Geht es dir gut?«

Sie blickte in Jazintos indigoblaue Augen.

»Hattest du einen Albtraum?«, fragte er besorgt.

Sie nickte, setzte sich auf und schaute sich im Zimmer um. Sie war auf einer Übernachtungsparty bei Leonie. Leonies Sternentier Saruma, eine Wildkatze, hatte sich zu Leonies Füßen zusammengerollt. Lottie schlief auf einer Campingliege mit dem Eichhörnchen Larix im Arm und Sita schlief neben Maja auf einer Luftmatratze auf dem Fußboden. Rosa, das Reh, lag neben Sita und hatte den Kopf auf ihren Rücken gelegt. Sie alle sahen so friedlich aus. Maja zog Jazinto in ihre Arme und streichelte über sein weiches, rostrotes Fell. Seine schwarzen Schnurrhaare kitzelten sie.

»War es ein magischer Albtraum?«, fragte er und schmiegte sich an sie.

Maja strich sich die Haare aus dem Gesicht: »Ja«, antwortete sie.

Die Sternentiere hatten Maja und ihren Freundinnen gezeigt, wie sie den magischen Strom, der zwischen der Sternenwelt und der Menschenwelt floss, nutzen konnten, um selbst Magie zu praktizieren. Die vier Mädchen hatten alle ganz unterschiedliche magische Fähigkeiten: Leonie vermochte es schattenzuspringen, Illusionen heraufzubeschwören und bösen Schatten zu befehlen, in die Schattenwelt, aus der sie gekommen waren, zurückzukehren. Lottie konnte ihre Magie dazu nutzen, unglaublich geschickt und gelenkig zu werden und superschnell zu rennen. Sita war in der Lage, zu heilen und zu trösten, und verfügte über die Fähigkeit, Menschen zu befehlen, zu tun, was auch immer sie sagte – doch diese Fähigkeit fand sie sehr verstörend und benutzte sie so gut wie nie. Majas magische Fähigkeiten hatten mit Sehen zu tun. Sie konnte sich auf allen glänzenden Oberflächen Dinge zeigen lassen, die an anderen Orten vor sich gingen, sie konnte in die Zukunft und in die Vergangenheit blicken, und auch ihre Träume zeigten ihr oft sehr Nützliches.

»Was hast du gesehen?«, fragte Jazinto.

Maja erzählte ihm ihren Traum.

»So einen Traum hattest du doch schon einmal, oder?«, fragte Jazinto nach.

»Ähnlich, aber nicht genau gleich«, sagte Maja.

Als sie die Gestalt mit dem Umhang das letzte Mal im Traum gesehen hatte, hatte sie ebenfalls Energie von den Bäumen geraubt, um einen Zaubertrank herzustellen. »Diesmal gab es weniger Wind und keinen Blitz. Diesmal hat die Gestalt einen Busch zum Blühen gebracht und die Blüten dann in ihren Zaubertrank geworfen.Außerdem hat sie Worte gesprochen, die wie ein Zauberspruch klangen.«

Zitternd erinnerte sie sich an die silberne Flasche, die die Person nach oben gehalten hatte. »Ich weiß nicht, was genau sie dort gemacht hat, aber ich habe das Gefühl, dass es sehr böse Magie war.«

»Dann erzählen wir das besser gleich den anderen«, meinte Jazinto besorgt.

Maja blickte zum Fenster. Blasses Licht stahl sich über den Nachthimmel.

»Okay, wecken wir sie auf!«

Sie ging umher und schüttelte ihre Freundinnen sachte an den Schultern, während Jazinto die Sternentiere weckte. Er schnüffelte sanft an Larix und Rosa, aber Saruma zog er frech an ihrem langen getigerten Schwanz.

Sie sprang fauchend auf und funkelte ihn an.

»Was soll das, Fuchs?«, fauchte sie, »wie kannst du es wagen …«

»Maja hatte einen Traum«, unterbrach Jazinto sie. »Ich musste dich einfach nur schnell wecken. Komm rüber, Miezekätzchen!«

Er ließ Saruma mit ihrem aufgestellten Fell stehen und sprang zurück in Majas Arme. Die schüttelte den Kopf über ihn, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Jazinto und Saruma hatten eine eher stachelige Beziehung. Die Wildkatze konnte manchmal ziemlich arrogant sein – und Jazinto eine Nervensäge.

Die Mädchen setzten sich alle zu Maja auf ihre Luftmatratze, legten sich die Decken über die Beine, hielten ihre Tiere in den Armen und hörten aufmerksam zu, als sie ihren Traum erzählte.

»Dann warst du also im Wald und hast beobachtet, wie jemand einen Zaubertrank hergestellt hat?«, fasste Leonie zusammen.

»Und es war ganz sicher dieselbe Person, die du schon einmal im Traum gesehen hast?«, fragte Sita, während sie über Rosas samtiges braun getupftes Fell strich.

»Ganz sicher!«, bestätigte Maja. »Ich konnte ihr Gesicht zwar wieder nicht sehen, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass es dieselbe Person ist!«

»Diejenige, die auf unserer Lichtung dunkle Magie ausübt, Zaubertränke braut und Schatten heraufbeschwört«, zählte Rosa mit einem leichten Zittern auf.

Maja nickte. Die Lichtung war eine Art Bindeglied zwischen der Sternenwelt und der Menschenwelt, sodass der magische Strom dort besonders stark war. Vor einigen Wochen war den Mädchen und ihren Tieren aufgefallen, dass die Lichtung verwelkte: Alle Frühlingsblumen und grünen Knospen vertrockneten. Die Tiere hatten sofort vermutet, dass das daran lag, dass jemand dort auf der Lichtung mit dunkler Magie gezaubert hatte, um Energie abzuziehen. Majas Träume und Visionen hatten es bestätigt.

»Was glaubst du, Maja, hast du in deinem Traum etwas beobachtet, was in der Vergangenheit liegt, oder etwas, das in der Zukunft passieren wird?«, fragte Lottie. »Deine Träume zeigen dir beides, oder?«

Maja nickte. »Ich weiß gar nicht, welches von beidem.«

»Du hast gesagt, in deinem Traum war es fast schon Morgen«, sagte Leonie nachdenklich und blickte aus dem Fenster. »Also, die Sonne geht gerade auf. Könnte es auch sein, dass du die Gegenwart gesehen hast?«

An diese Möglichkeit hatte Maja noch gar nicht gedacht. »Könnte sein … Ich habe diesen Schlafanzug angehabt«, sagte sie langsam.

»Dann hast du vielleicht etwas beobachtet, während es geschehen ist?«, sagte Jazinto und stellte seine Ohren auf. »Das ist eine kluge Überlegung, Leonie!«

»Selbstverständlich ist das eine kluge Überlegung!«, stellte Saruma klar. Schnurrend schmiegte sie sich an Leonie. »Schließlich hat Leonie immer gute Ideen!«

Leonie sah sehr zufrieden aus. »Wenn es tatsächlich gerade erst geschehen ist, dann finden wir auf der Lichtung vielleicht noch Hinweise, die uns helfen, herauszufinden, wer diese dunkle Magierin ist«, sagte sie eifrig. »Vielleicht finden wir einen Fußabdruck oder vielleicht hat sie etwas verloren?« Sie schob ihre Decke zurück. »Wir sollten losgehen und nachschauen.«

»Okay!«, sagte Maja und sprang gleich auf.

»Und was ist, wenn deine Mom hier reinkommt, Leonie?«, fragte Lottie.

»Ich schreibe einen Zettel, dass wir einen Morgenspaziergang machen, und nehme mein Handy mit, damit sie mich erreichen kann, falls sie sich Sorgen macht«, sagte Leonie. »Dann geht das in Ordnung!«

»Äh … und was ist, wenn diese Magierin zurückkommt?«, fragte Sita.

»Noch besser!«, sagte Leonie. »Dann...