Private Scandals - Unerhörte Sehnsucht

Private Scandals - Unerhörte Sehnsucht

von: Tori Carrington

MIRA Taschenbuch, 2020

ISBN: 9783745752717 , 432 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Private Scandals - Unerhörte Sehnsucht


 

1. KAPITEL

Heiß. So unglaublich heiß …

Sie rekelte sich auf der Picknickdecke und beobachtete erregt, wie er die Hand auf ihren zitternden Bauch legte und ihren nackten Körper betrachtete, nachdem er ihr Kleid vorn aufgeknöpft hatte. Der Stoff glitt über ihre Haut. Sie trug keinen BH, weshalb er sich auf den pinkfarbenen Stofffetzen konzentrieren konnte, der verhinderte, dass sie seinem hungrigen Blick vollkommen ausgeliefert war. Er schob die Daumen unter die schmalen Bänder an ihren Hüften und zog ihr quälend langsam den Slip herunter, bis sie endlich davon befreit war. Sie wollte ihre Beine zusammenpressen, doch er gab einen leisen Protestlaut von sich und brachte sie dazu, sich ihm zu öffnen. Sie wand sich, als die Sommersonne und seine erotische Aufmerksamkeit ihre Haut wärmte.

Und dann berührte er sie …

Mit seinen langen Fingern streichelte er sie und bereitete ihr ein unglaublich lustvolles Vergnügen …

Er beugte sich hinunter und presste seine Lippen auf ihre.

Der Kuss war zu nass … zu süß …

Sie drehte den Kopf, und er leckte stattdessen ihr Ohr.

Nein, nein, wollte sie flüstern. Sitz … mach Platz …

Penelope Weaver schreckte keuchend aus dem Schlaf hoch. Hechelnd. Nur war nicht sie diejenige, die hechelte, auch nicht der Mann, der in letzter Zeit so oft die Hauptrolle in ihren Träumen gespielt hatte.

Stattdessen erblickte sie, noch ein wenig verschwommen, ihren Golden-Retriever-Bordercollie-Mischling und wich seinem üblen Atem aus.

„Thor!“

Penelope setzte sich auf. Es dauerte einen Moment, bis sie ganz bei sich war. Sie lag nicht auf einer Picknickdecke auf Old Man Bensons Weide vor dem Dorf, sondern in ihrem Bett, in ihrem Haus in der Maple Street. Die Sommersonne wanderte zwar tatsächlich über ihren Körper, doch war es früher Abend und sie vollständig bekleidet.

Und die zu feuchten Küsse bekam sie nicht von dem Mann aus ihrer Fantasie, sondern von ihrem acht Jahre alten Hund.

Igitt!

Sie nahm den Aufziehwecker vom Nachtschrank. Kurz nach sieben.

Kurz nach sieben!

Barnaby Jones würde jeden Moment hier sein, um sie abzuholen.

Sie sprang aus dem Bett und lief ins Gemeinschaftsbadezimmer am Ende des Flurs. Es war ein langer Tag gewesen in dem kleinen Café, das sie in der Main Street besaß, deshalb hatte sie für ein paar Minuten ihre müden Füße ausruhen wollen.

Das Café. Selbst jetzt noch kam es ihr merkwürdig vor, ihren Laden so zu nennen. Ursprünglich hatte sie den nämlich eröffnet, um ihre Wandteppiche zu verkaufen. Sie nannte ihn „Penelope’s Possessions“. Doch als das Sägewerk vor vier Jahren geschlossen worden war, war vieles von dem verschwunden, was früher Besucher nach Earnest gelockt hatte. Betriebe machten dicht, Schaufenster waren plötzlich leer. Sie stellte sich darauf ein, indem sie ihre Waren im Internet anbot. Aus dem Laden wurde nach und nach ein Café. Keine schwierige Verwandlung, da sie schon immer guten Kaffee gekocht hatte. Und dank ihrer Großmutter und Großtante gab es einen unerschöpflichen Nachschub an selbst gebackenen Leckereien.

Inzwischen war das Café bekannt als „Penelope’s“.

Sie betrachtete ihr gewelltes dunkles Haar im Spiegel und zerwuschelte die am Hinterkopf platt gelegenen Locken. Dann überprüfte sie ihren Eyeliner. Abgesehen von einem kleinen Grübchen in der rechten Wange sah sie nicht allzu schlimm aus. Sie holte tief Luft und strich ihr Kleid glatt. Ein Kleid, das dem in ihrem Traum nicht unähnlich sah. Nur dass es kein Traum gewesen war, oder? Es handelte sich vielmehr um eine Erinnerung, wenn auch eine schon lang zurückliegende. Trotzdem war diese Erinnerung noch so intensiv, dass es ihr den Atem raubte.

Als sie wieder auf den Flur hinausstürmte, wäre sie beinah über Thor gestolpert.

„Du bringst uns noch beide um“, murmelte sie und schob sich an dem Hund vorbei.

Ihr war klar, dass er ihr nur deshalb an den Fersen klebte, weil niemand sonst da war. Die Stille im Haus erinnerte sie an den Grund für die Abwesenheit ihrer Mitbewohner – sie hofften, Penelope würde heute Abend Sex haben.

Sie stöhnte innerlich. Ihre Großmutter und ihre Großtante, mit denen sie zusammenwohnte, mischten sich mit Vorliebe in ihre Angelegenheiten ein. Zwei alte Frauen, deren Sexleben weitaus interessanter war als ihr eigenes.

Interessant? Dazu hätte sie erst einmal ein Sexleben haben müssen. Das war aber nicht mehr der Fall seit …

Sie schluckte. Nun, seit ungefähr der Zeit, in der ihr Traum spielte.

Es war Sommer in Earnest, Washington, und die Sonne würde erst in etwa zwei Stunden untergehen. Doch wegen der hohen Bäume, die das idyllische viktorianische Haus umstanden, war das Licht darin gedämpft. Penelope schaltete eine Lampe ein und ging wieder Richtung Flur und Küche. Sie konnte nicht still sitzen und auf den Mann warten, der sie zu ihrem fünften Date abholen würde. Barnaby Jones war gar nicht so übel. In gewisser Hinsicht konnte man ihn durchaus „süß nennen“. Groß, breitschultrig und umgänglich. Aber der Sheriff der Stadt löste leider nicht einmal annähernd solche Gefühle in ihr aus, wie sie sie in ihrem Traum erlebte. Ein- oder zweimal hatte sie sogar im Schlaf einen Orgasmus gehabt, so intensiv waren ihre Erinnerungen.

Entweder das, oder sie war einfach ein bemitleidenswertes Individuum. Wie dem auch sei – der Gutenachtkuss, den Barnaby ihr nach den letzten beiden Dates gegeben hatte, hatte bloß schwesterliche Empfindungen in ihr ausgelöst.

Sie würde es ihrer Grandma Agatha und ihrer Großtante Irene nur höchst ungern beibringen, aber Tatsache war nun einmal, dass es in diesem Haus heute Abend keinen Sex geben würde. Auch wenn es hier noch so still war und Penelope Zeit hatte.

Allerdings war sie ziemlich dankbar für die saubere Bettwäsche, für die Agatha wegen des „großen Ereignisses“ gesorgt hatte. Der frische Duft der draußen auf der Leine getrockneten Baumwolle war vermutlich dafür verantwortlich, dass sie eingedöst war.

Und was den Traum anging …

Nein, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Außerdem wollte sie die Häufigkeit dieses Traums in jüngster Zeit nicht damit in Verbindung bringen, dass der fragliche Mann wieder in der Stadt gesehen worden war. Die mögliche Nähe dieses Mannes hatte auch nichts mit ihren gemischten Gefühlen für Barnaby zu tun. Schließlich hatte sie ihn seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. Er hatte keinen Einfluss mehr auf das, was sie tat oder fühlte.

Thor winselte zu ihren Füßen.

Penelope verzog den Mund. „Was ist los? Du hast Wasser, Futter …“

Wahrscheinlich wollte er nach draußen.

Sie schaute auf ihre Uhr. Das war gar keine so schlechte Idee. Bei der Gelegenheit konnte sie nach ihren Rosen und dem Gemüsegarten sehen.

Sie öffnete die leise quietschende Fliegentür, und Thor rannte hinaus. Penelope folgte ihm. Die Tür fiel hinter ihr zu, und sie stand in dem Garten, der sich in den vergangenen dreißig Jahren kaum verändert hatte. Die Bäume waren vielleicht ein bisschen gewachsen, und der Holzzaun im hinteren Teil des Grundstücks war erst ein paar Jahre alt. Doch wuchsen hier noch die gleichen Pflanzen, und der Gemüsegarten befand sich noch an der alten Stelle. Und abgesehen von einigen neuen Farbschichten war auch der geschlossene Pavillon noch derselbe.

Penelope zog es zu diesem romantischen Pavillon, in dem sie als Teenager so viele Jahre verbracht hatte. Sie ging an ihren Rosen vorbei und blieb erst unter dem Rundbogen stehen. Von dort aus betrachtete sie die gemütlichen Kissen, auf die sie ihren Kopf bei der Lektüre unzähliger Bücher gebettet hatte. Hier hatte sie sich auch vielen Träumen hingegeben.

Unwillkürlich berührte sie die eine Seite ihres Halses und fühlte sich in diesem Moment seltsam ausgeliefert. Fast kam es ihr so vor, als beobachte jemand sie.

„Hallo, Penelope.“

Sie wirbelte so schnell herum, dass sie auf den Holzstufen des Pavillons beinah das Gleichgewicht verloren hätte.

Aber Palmer DeVoe fing sie rechtzeitig auf …

Wunderschön …

So oft Palmer sich innerlich auf diesen Augenblick vorbereitet hatte – auf die tiefen, aufwühlenden Gefühle, die das Wiedersehen mit Penelope Weaver weckte, war er nicht vorbereitet. Begierde, Verlangen, Angst meldeten sich, alles nacheinander.

In seiner Erinnerung war Penelope noch immer die lebenslustige junge Frau mit dem strahlenden Lächeln, den Grübchen und der schlanken Figur. Sie war sein erstes erotisches Abenteuer, seine Highschool-Liebe und ja, er gab es zu, seine erste große Liebe überhaupt. Jetzt hatte sie sich in eine bodenständige, aufregende, sexy Frau verwandelt, deren Anblick ihn noch tiefer berührte.

Ihr lockiges Haar trug sie etwas kürzer, ihr Gesicht war ein wenig voller. Aber das Lächeln war noch immer freundlich, und ihre dunklen Augen blickten neugierig wie eh.

Palmer hielt nach wie vor ihren Arm fest. Sie schauten beide auf die Stelle, an der ihre Haut sich berührte.

Er ließ seine Hand noch ein wenig dort und staunte darüber, wie zart Penelopes Haut sich anfühlte. Dann zog er die Hand zurück, während Penelope gleichzeitig einen Schritt zurückwich.

„Ich habe schon gehört, dass du wieder in der Stadt bist“, sagte sie leise.

Er deutete auf den Pavillon hinter ihr. „Der kommt mir sehr bekannt vor.“

Sie schaute über die Schulter und errötete. Fast hätte er glauben...