Doctor Who Monster-Edition 7: Sand der Zeit

Doctor Who Monster-Edition 7: Sand der Zeit

von: Justin Richards

Cross Cult, 2021

ISBN: 9783966580298 , 400 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Mac OSX,Windows PC für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 8,99 EUR

eBook anfordern eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Doctor Who Monster-Edition 7: Sand der Zeit


 

1


Der Doktor war tief in Gedanken versunken. Das fiel Nyssa auf, sobald sie den Konsolenraum betrat. Noch im Korridor der TARDIS hatte sie den melodischen Ton gehört, der verkündete, dass sie gelandet waren. Nun sah sie, dass die Mittelsäule der Steuerkonsole zum Stillstand gekommen war.

Der Doktor stand über die Konsole gebeugt da und blickte durch die neblig-transparente Mittelsäule darüber hinweg ins Leere. Eine einzelne Falte zeigte sich auf seiner dem Anschein nach jungen Stirn.

Von der Tür aus beobachtete Nyssa, wie der Doktor plötzlich den Kopf schüttelte und begann, eilig um die Konsole herumzuhuschen. Sein blondes Haar geriet dadurch in Aufruhr. Er murmelte vor sich hin, während er verschiedene Instrumente zu Rate zog und mit finsterer Miene Anzeigen ablas.

Plötzlich erklang Tegans Stimme direkt neben Nyssas Ohr: Ihre Freundin stand direkt hinter ihr. »Sind wir gelandet?«

»Ja.« Nyssa trat beiseite, um Tegan hereinzulassen. »Ich bin aber nicht sicher, ob wir da sind, wo der Doktor hinwollte.«

»Was gibt’s sonst noch Neues?« Tegan positionierte sich so, dass der Doktor sie nicht übersehen konnte, als er die nächste Runde um die Konsole in Angriff nahm.

»Ah, Tegan«, sagte er, als er fast mit ihr kollidierte. »Gut. Ja. Wir sind gelandet.« Er rammte die Hände tief in die Taschen seines langen cremefarbenen Jacketts und spähte über Tegans Schulter auf die Konsole hinab.

»Das sehen wir selbst, Doktor«, sagte Nyssa, als sie zu ihnen trat.

Der Doktor nahm die Hände aus den Taschen und tippte auf dem nächsten Bedienfeld geistesabwesend eine Kombination ein. »Nur leider …«, sagte er leise. Dann hörte er plötzlich auf zu tippen und starrte konzentriert die Tasten des Panels an.

»Leider was, Doktor?«

Einen Moment lang regte er sich nicht. Dann straffte er sich und legte die Stirn in Falten wie ein Schuljunge, der zu spät und um die passende Ausrede verlegen war. »Wir sind nicht da, wo wir sein sollten«, sagte er, als käme das für ihn völlig überraschend.

»Haben wir uns schon gedacht«, verriet ihm Tegan.

»Hm?«, machte der Doktor mit gequälter Stimme.

»Und wo sind wir dann?«, fragte Nyssa, ehe sie noch anfingen, sich um die exakte Prozentzahl zielgenauer Landungen in letzter Zeit zu streiten.

Ruckartig drehte sich der Doktor zu Nyssa um. »Das weiß ich nicht«, sagte er, als wäre ihm diese Frage vorher gar nicht in den Sinn gekommen.

»Ich probier’s mal mit dem Scanner«, bot Nyssa an.

Er zeigte nichts an.

»Der ist einfach nur schwarz«, sagte Tegan, was ihr einen bösen Blick vom Doktor und ein Schulterzucken von Nyssa einbrachte.

»Vielleicht ist ja draußen einfach alles schwarz. Irgendeine Art Leere oder so.«

»Nein, Nyssa. Der Scanner spielt nur verrückt, das ist alles.« Der Doktor schaltete den Bildschirm ab und machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Steuerkonsole. »Das wird sich schon bald von selbst erledigen.«

»Was denn?«

»Was? Ach so, der Relativdimensionalstabilisator hat versagt. Ist nicht das erste Mal – die TARDIS weiß, wie sie das wieder hinkriegt. Und dann können wir uns wieder auf den Weg machen.«

»Einfach so?« Tegan schien nicht überzeugt zu sein.

»Ähm, nun, eigentlich nicht. Nicht ganz.«

»Hätte mich auch gewundert.«

»Wir müssen neu kalibrieren. Das geht aber im Handumdrehen.« Der Doktor grinste. »Sobald wir die Daten haben.«

Tegan blickte vom Doktor zu Nyssa. Da der Doktor offenbar nicht vorhatte, irgendetwas zu erklären, übernahm Nyssa das für ihn. »Wir müssen wissen, wo wir sind, um rauszufinden, wie wir wieder auf Kurs kommen.« Sie hoffte, sie hatte das Problem verstanden.

»Ganz recht, Nyssa. Wo und wann. Sobald wir das wissen, können wir’s noch mal versuchen.«

»Also müssen wir rausgehen.«

Der Doktor nickte. »Aufregend, oder?« Er betätigte den Türöffner und die Haupttüren schwangen schwerfällig auf.

»Kommen Sie, meine Damen!« Der Doktor hatte bereits seinen Panamahut in der Hand. Er setzte ihn auf und schob sich an Nyssa und Tegan vorbei. »Wo ist denn Ihr Sinn fürs Abenteuer?«

»Meiner ist irgendwo in Amsterdam einen langen und qualvollen Tod gestorben«, sagte Tegan leise zu Nyssa. »Und deiner?«

»Ich weiß nicht, ob ich je einen hatte«, antwortete Nyssa. Aber sie folgte den beiden trotzdem.

Der Saal war groß und unbeleuchtet. Nur der Mond warf sein Licht durch die staubigen Fenster. Als Tegan sich in der Düsternis umblickte, konnte sie dunkle Umrisse ausmachen, die sich über die Länge der Halle erstreckten. Ein schwarzer Fluss schien sie zu umgeben. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, erkannte sie, dass es sich um einen Teppich handelte, der sich zwischen den Silhouetten entlangschlängelte. Der Doktor preschte bereits voran und spähte in die Schatten. Sie sah, wie er eine Halbmondbrille aus seiner Brusttasche holte und sie aufsetzte.

Tegan wollte ihm folgen. Sie war sich bewusst, dass Nyssa neben ihr war. Etwas berührte ihre Hand, nur eine Sekunde lang, und ließ wieder los. Tegan keuchte vor Schreck und sprang zurück.

Nyssa lachte. »Das ist nur ein Seil, Tegan!«

»Das seh ich selbst.« Und das tat sie auch – jetzt zumindest. Das Seil lief am Rand des Teppichs entlang und sperrte den Bereich außerhalb davon ab. Um auf den Pfad zu gelangen, mussten sie darüber hinwegsteigen. Als sie dem Doktor folgten, erkannte Tegan, dass das Tau zwischen niedrigen Pfosten gespannt war. Allmählich begriff sie, wo sie sich befanden.

»Das sind Särge«, sagte Nyssa, als sie den ersten der größeren Schatten erreichten. Der Mittelgang des Raums beherbergte eine Aufreihung ähnlicher Formen. Alle Särge waren offen, etwas mehr als zwei Meter lang und knapp einen Meter breit. In jedem schien ein Leichnam zu liegen.

Nyssa warf einen Blick in den nächsten Sarg. »Die Leiche ist mit irgendeinem Schutzmaterial bedeckt«, berichtete sie. »Das muss ein hoch entwickeltes Verfahren sein, das auf Kryotechnik basiert. Eine Methode, um den Körper zu erhalten, sodass er später wiederbelebt werden kann.«

Diesmal lachte Tegan. Sie war froh, dass sie ausnahmsweise einmal besser Bescheid wusste als Nyssa. »Ein hoch entwickeltes Verfahren? Das glaub ich kaum.«

»Ach, seien Sie doch nicht so, Tegan.« Irgendwie war der Doktor plötzlich zwischen ihnen aufgetaucht und starrte in den Sarg. »Die Prozedur ist ziemlich hoch entwickelt, alles in allem. Und die Grundidee war genau das, was Nyssa gesagt hat: Sie glaubten, nach der Bestattung werde die Seele wieder mit dem Körper vereint. Also musste die Leiche konserviert werden, um die Unerbittlichkeit des Jenseits zu überdauern.«

Tegans Augen hatten sich inzwischen so weit ans schwache Licht gewöhnt, dass sie sehen konnte, wie Nyssa grinste. »Doktor, das sind Mumien«, sagte sie. »Nyssa mag glauben, was sie will, aber wir sind in einem Museum. Einem Museum voller Sarkophagen und antikem ägyptischem Zeugs.«

»Sarkophage«, verbesserte sie der Doktor. »Aber Sie haben recht.«

Sie blickten sich noch einmal genauer um, nun, da sie besser sehen konnten. Die Sarkophage bildeten eine Reihe, die sich mitten durch den Raum zog. An den Seiten standen aufrecht weitere Särge und Sarkophage. Die TARDIS befand sich in einer Ecke, nur eine weitere Kiste in einer großen Sammlung seltsam geformter Särge. Hier und da standen niedrige Tische und auf jedem waren eines oder mehrere Objekte symmetrisch angeordnet, von Statuetten, Urnen und Vitrinen voller Juwelen bis hin zu Papyrusfragmenten wurde hier alles ausgestellt.

»Und das ist nicht nur ein Museum«, fuhr der Doktor fort. »Es ist das Museum – zumindest so weit es die Erde betrifft.« Langsam drehte er sich einmal im Kreis und sah sich mit offenkundigem Stolz in dem Raum um. »Das ist die Ägypten-Ausstellung des British Museum.« Wieder stiefelte er los. »Jetzt müssen wir nur noch die Zeit rauskriegen«, rief er über die Schulter zurück.

»Es ist Nacht«, rief Tegan ihm nach. »Und kalt ist es auch.« Sie trug noch immer das Trägerhemd und die kurze Hose aus dünnem Stoff, die sie nach Amsterdam mitgenommen hatte. Zum dortigen Klima hatten sie gut gepasst, aber nun war ihr klar, dass ihr Outfit kaum besser...